Focus on Fortifications in Asia Minor: Archaeological investigation of the Main Gate of Side as a key monument in assessing the development and dating of complex Hoftor-constructions (Turkey)
FWF Einzelprojekt P 36402 G (2022 – 2026)
Projektleitung: Ute Lohner-Urban
Mitarbeiter:innen: Jessica Haring, Carina Pichler, Selina Michelle Sima
In Fortsetzung des FWF-Projekts „Hellenistisch-römischer Stadtmauerbau in Kleinasien. Untersuchungen am Osttor von Side“ (P 29636-G25) soll mit der Untersuchung der Landmauer und des Haupttores die Erforschung des Befestigungssystems von Side abgeschlossen werden und neue Ergebnisse für die hellenistisch-römische Stadtmauerforschung erzielt werden. Die Befundauswertung der Ausgrabungen vom Osttor schließen eine hellenistische Datierung für die Anlage aus. Nach der genauen makroskopischen Analyse der Cypriot Sigillata sowie einem Abgleich mit dem Fundmaterial aus relevanten stratigraphischen Einheiten soll die Anfangsdatierung des Befestigungssystems in das späte 1. Jh. n. Chr. belegt werden. Für das Haupttor zeichnet sich eine frühere Datierung ab, da es zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Mauer mit der Landmauer verbunden wurde. Ob das Haupttor als freistehender Torbau an der Hauptstraße von Side zu einem früheren Zeitpunkt errichtet wurde und die Befestigungsanlage im Zuge der Stadterweiterung in flavischer Zeit vollendet wurde, ist Ziel der Untersuchungen.
Das Befestigungssystem von Side wurde bis zu den archäologischen Untersuchungen am Osttor als Prototyp einer hellenistischen Anlage gesehen. Vor allem die Datierung in die römische Kaiserzeit liefert neue Maßstäbe hinsichtlich der Befestigungsanlage mit den monumentalen Hoftoren, der Stadtstruktur und der Geschichte der Stadt Side sowie der Region Pamphylien. Diese Ergebnisse bedingen auch eine Neubetrachtung der Befestigungsanlagen von Pamphylien und der benachbarten geographisch nächstliegenden Regionen in Pisidien.
Die im Sommer 2018 durch Matthias Grebien durchgeführten Ausgrabungen an der Landmauer von Side zeigen ein ähnliches Fundspektrum wie die Befunde am Osttor. Auch die Bauweise der Landmauer ähnelt der am Osttor. Die ersten Untersuchungen im Jahr 2019 am Haupttor von Side zeigen deutliche Unterschiede zu anderen Bauten in Side und vor allem zum Osttor und zur Landmauer hinsichtlich der Bauweise. Die wichtigste Erkenntnis unserer Forschungen war, dass es sich beim Haupttor in der ersten Phase um einen freistehenden Bau handelt, der erst in einer späteren Phase durch eine Zwischenmauer mit der Kurtine der Landmauer verbunden wurde. Wichtig ist eine sorgfältige archäologische und bauhistorische Untersuchung an diesem Bau, damit das Projekt Befestigungssystem von Side gemeinsam mit dem Osttor und der Landmauer insgesamt als abgeschlossen gelten kann.
Im Zuge der Aufarbeitung des Fundmaterials der bisher getätigten Grabungen am Osttor und an der Landmauer aus den Sondagen der Jahre 2012 bis 2018 stellte sich heraus, dass die Anfangsdatierung der Landmauer und des Osttores stark von der chronologischen Einordnung bestimmter Formen der sogenannten Cypriot Sigillata oder Eastern Sigillata D abhängt, die anhand der makroskopischen Einteilung in fabrics einer näheren Untersuchung unterzogen wird. Die Befundauswertung der stratigraphischen Einheiten aus den Sondagen der Landmauer und des Osttores schließen eine wie in der wissenschaftlichen Forschung behauptet hellenistische Datierung für die Anlage aus. Nach der genauen makroskopischen Analyse der Cypriot Sigillata sowie einem Abgleich mit den neuesten Forschungsergebnissen aus Paphos und Orten in der Umgebung soll auch die Anfangsdatierung des Befestigungssystems in das späte 1. Jh. n. Chr. belegt werden.
Für das Haupttor zeichnet sich nach dem jetzigen Forschungsstand eine frühere Datierung ab, da es erst nachträglich durch ein Mäuerchen mit der Landmauer verbunden wurde. Demnach würde das Haupttor als freistehender Torbau an der Hauptstraße der früheren Stadt Side errichtet worden sein. Im Zuge der Stadterweiterung in flavischer Zeit, wo neben der Agora auch das Theater erneuert wurde, wurden schließlich auch die Landmauer und das Osttor errichtet.
Hellenistic-Roman City Fortifications in Asia Minor. New Aspects on City Fortifications in Pamphylia: Stratigraphic and architectural Investigation of the East Gate of Side
FWF Einzelprojekt P29636 - G25 (2017-2020)
Projektleitung: Ute Lohner-Urban
Mitarbeiter:innen: Matthias Grebien, Moises Hernandez Cordero
Das Osttor von Side an der türkischen Südküste gehört zu einem durchdachten Befestigungssystem, das aus einer Landmauer, einer Seemauer, dem Haupttor und dem Osttor besteht. Es handelt sich dabei um ein sehr monumentales Stadttor – ein Hoftor nach der gängigen Terminologie, dessen Mauern und Gewölbe bis zu einer Höhe von 6-10 m erhalten sind.
Das Bauwerk wirkt zunächst sehr einheitlich und kompakt konzipiert und wurde stets mit monumentalen Hoftoren aus klassisch-hellenistischer Zeit verglichen, sodass die vom ersten Ausgräber Arif Müfid Mansel festgesetzte Datierung in hellenistische Zeit von den nachfolgenden Forschern nie angezweifelt wurde.
Seit 2011 laufen die archäologischen Untersuchungen am Befestigungssystem von Side. Ausgrabungen am östlichen Stadttor bzw. Osttor und an der Landmauer von Side ergaben allerdings keine Hinweise für eine hellenistische Datierung. Nach genauer Auswertung des Fundmaterials ist vielmehr mit einer Errichtung ab dem 1. Jh. n. Chr. zu rechnen. Damit ist die Errichtung der Landmauer und das Osttor direkt mit der Stadterweiterung Sides in flavischer Zeit in Verbindung zu bringen. Darauf weisen auch die Bogenarchitektur und die Verwendung von Gurtgesimsen als Fassadengliederung hin, die ihre Entsprechung in der spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Architektur in Italien finden.
Die weitere Bedeutung des Osttores im urbanistischen Kontext manifestiert sich schließlich durch einen monumentalen Ausbau der Anlage im 4./5. Jh. n. Chr. Dieser Vorgang ist mit der Errichtung des Bischofspalastes in Side in Verbindung zu bringen, mit dem das Osttor auch ein orthogonales Ensemble bildet.
Wesentlich für die Anfangsdatierung der Anlage war die Bearbeitung der sogenannten Cypriot Sigillata, die im Zuge der Ausgrabungen in einer repräsentativen Menge zutage trat. So konnten häufig auftretende Gefäßformen nach unterschiedlichen Fabrikaten unterteilt werden. Indem diese Keramikfragmente den stratigraphischen Einheiten zugeordnet werden konnten, ergab sich eine Anfangsdatierung der Anlage im 1. Jh. n. Chr.
Wie die Untersuchungen in Hinblick auf eine Änderung in der gesamten Stadtstruktur zu bewerten sind und welche Konsequenzen dadurch entstehen, sind Teile der Untersuchungen. Die Vorlage des Grabungsbefundes und des Fundmaterials soll als Grundlage für weitere vertiefende Forschungen auch für die umliegenden Städte herangezogen werden können. Die Bedeutung des Osttores über Side hinaus liegt darin, dass durch die Erstellung einer genauen Chronologie und der einzelnen Bauphasen die Stellung des Tores innerhalb der Architekturlandschaft Kleinasiens bewertet werden kann. Diese Fragestellungen werden mit der Bearbeitung des Grabungsbefundes, mit einer detaillierten Bauanalyse und Fundaufarbeitung in Zusammenarbeit mit Spezialisten für Kleinfunde und Münzen in Kooperation mit dem Team der Anadolou Üniversitesi Eskişehir verfolgt.
Alles auf einen Blick - Berichte und Feldkampagnen
Berichte zum Osttor in Side
